

Auslandspraktikum im Marketing: Tschechien vs. Deutschland im Vergleich
Ein Auslandspraktikum im Marketing kann ein echter Karriere-Booster sein – aber wie unterscheidet sich die Erfahrung zwischen Tschechien und Deutschland? In diesem Artikel vergleichen wir beide Länder aus Sicht junger Marketing-Talente. Wie sieht der Arbeitsalltag aus? Welche Erwartungen haben Unternehmen? Und worauf sollte man achten, wenn man sich für ein Praktikum im jeweils anderen Land entscheidet?
Ein Auslandspraktikum im Marketing kann ein echter Karriere-Booster sein – aber wie unterscheidet sich die Erfahrung zwischen Tschechien und Deutschland? In diesem Artikel vergleichen wir beide Länder aus Sicht junger Marketing-Talente. Wie sieht der Arbeitsalltag aus? Welche Erwartungen haben Unternehmen? Und worauf sollte man achten, wenn man sich für ein Praktikum im jeweils anderen Land entscheidet?
Zwei Länder, zwei Erfahrungen
Ein Auslandspraktikum bringt dich nicht nur beruflich weiter – es verändert auch, wie du über Arbeit, Teamarbeit und Alltag im Job denkst. Es erweitert deinen Horizont und verändert, wie du die Dinge siehst. Mein Name ist Kristina, Studentin der internationalen Betriebswirtschaftslehre und ich befinde mich am Anfang meiner Karriere und Reisen. Gerade mache ich mein Praktikum bei Going.International, einem kreativen AI Start-Up im Herzen von Prag im Online-Marketing.
Beide Praktika haben mich geprägt: In Deutschland habe ich ein Praktikum bei einem großen, etablierten Konzern gemacht – bei VARTA. In Tschechien arbeite ich gerade in einem kleinen, kreativen Start-up in Prag, bei going.international. Zwei Welten, zwei Länder – auch wenn Nachbarländer, total verschiedene Kulturen und Ansichten haben.
In diesem Artikel nehme ich dich mit auf meine Reise durch zwei unterschiedliche Arbeitskulturen: Wie wurde ich als Praktikantin behandelt? Was hat mich überrascht – im Büro, in Meetings, im Umgang miteinander? Und was kannst du daraus für dein eigenes Auslandspraktikum mitnehmen?
Wenn du gerade überlegst, ob ein Praktikum in Tschechien oder Deutschland (oder in einem ganz anderen Land) das Richtige für dich ist, bekommst du hier ehrliche Einblicke, witzige Beobachtungen und praktische Tipps. Vielleicht erkennst du dich in manchen Situationen wieder – oder du bekommst Lust, selbst loszuziehen.
Was erwartet einen bei einem Praktikum im Ausland?
Der Weg ins Praktikum – Bewerbung & Organisation
In Deutschland läuft vieles sehr formell und strukturiert ab – gerade bei großen Unternehmen wie VARTA. Die Bewerbungsphase war standardisiert: Onlinebewerbung, Bewerbungsgespräch, schriftliche Zusage, Vertrag. Danach gab es eine feste Einarbeitungswoche mit klaren Abläufen. Das gibt Sicherheit, wirkt aber manchmal auch ein wenig „starr“.
In Tschechien dagegen war der Bewerbungsprozess deutlich informeller. Ich habe mich direkt bei einem Start-up in Prag gemeldet, ein lockeres Gespräch per Videocall geführt – und wenige Tage später hatte ich die Zusage.
Vieles lief per Mail oder Slack. Verträge? Ja, aber oft erst kurz vor Start – und mit weniger Papierkram.
Mein Tipp:
Wenn du Sicherheit und Planung liebst, passt ein strukturiertes Praktikum in Deutschland zu dir. Wenn du flexibel und spontan bist, findest du in Tschechien viele spannende Möglichkeiten – besonders in der Start-up-Szene.Ich habe mich dazu entschieden, nach meinem Praktikum bei einem Großkonzern eine andere Welt sehen zu wollen, nicht nur kulturell, sondern auch arbeitstechnisch. Daher habe ich mich für die tschechische Republik entschieden.
Arbeitsbereiche und Aufgaben – klar definiert oder eher frei?
In Deutschland war mein Aufgabenbereich von Anfang an klar umschrieben: Ich bekam eine Liste mit Tätigkeiten, Ansprechpartnern und Zeitplänen. Am Anfang des Praktikums werden einem viele Präsentationen gezeigt, Aufgaben erklärt, IT geklärt. Ich wusste genau, was erwartet wird – aber hatte auch wenig Spielraum für eigene Ideen, zumindest am Anfang. Dadurch, dass VARTA oft Praktikanten einstellt, wussten sie genau, welche Aufgaben sie den Praktikanten geben und welche nicht. Um mich bei Aufgaben entlanghangeln zu können, wurden mir frühere Lösungsansätze und die Arbeit vorheriger Praktikanten gezeigt. Dies hat mir sehr geholfen, hat mir aber die Chance geraubt, eigenständig und “out-of-the box” zu denken. Es sollte alles eine gewisse Struktur haben und gewissermaßen aussehen. Auch Dinge wie KI waren zu dem Zeitpunkt noch eher Neuland und wurden nicht gerne gesehen, wenn man diese benutzt. Dies befindet sich in einigen Branchen zwar im Wandel, aber Deutschland hängt deutlich hinterher.
In Tschechien war das Gegenteil der Fall: Schon nach wenigen Tagen bekam ich mein eigenes kleines Projekt – und sollte eine Webseite nach meinen Vorstellungen gestalten. Ich konnte Tools und Ideen vorschlagen, ausprobieren, Feedback einholen und frei arbeiten. Es war etwas chaotischer, aber auch richtig motivierend. Ein wesentlicher Unterschied war, dass ich die erste Praktikantin im Unternehmen war. Dadurch wurde ich in alle Projekte eingeweiht und habe viele verschiedene Aufgaben bekommen, es wurde kein Limit gesetzt, was man als Aufgabe bekommt und was nicht. Ich konnte sehr viel in kurzer Zeit lernen und meine Aufgaben selbst einteilen und dementsprechend priorisieren.
Unterschiedliche Praktikumsmodelle – Uni, Vermittlung oder Eigeninitiative
In Deutschland läuft vieles über die Hochschule: Pflichtpraktika, Vorabgenehmigung, Betreuung. Auch Praktika im Ausland werden oft über Austauschprogramme wie Erasmus+ organisiert.
In Tschechien habe ich erlebt, wie direkt und unkompliziert der Zugang zu Praktikumsplätzen sein kann – besonders bei jungen Unternehmen. Meist meldet man sich direkt bei den Firmen und durchläuft den Bewerbungsprozess.
Wichtig: In beiden Ländern gibt es bezahlte und unbezahlte Praktika. In Deutschland sind Praktika über 3 Monate meistens vergütungspflichtig – in Tschechien ist das flexibler geregelt, aber Bezahlung ist keine Selbstverständlichkeit. Informiere dich daher früh genug um Gehalt oder Förderungen wie Erasmus+.
Was du mitbringen solltest
Egal wo du dein Auslandspraktikum machst – es lohnt sich, offen und selbstorganisiert an die Sache heranzugehen. Hier meine Learnings:
In Deutschland ist Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und saubere Kommunikation das A und O.
In Tschechien solltest du flexibel sein, auch mal improvisieren können – und Eigenverantwortung nicht scheuen.
Ob du dein Praktikum über die Uni, eine Organisation oder selbst organisiert machst – der Einstieg läuft je nach Land unterschiedlich ab.
Daher informiere dich früh genug über mögliche Eigenheiten der Länder über das Auswärtige Amt oder Praktikumsforen. Achte vor Allem auch auf rechtliche Dinge! Als EU-Bürger muss man sich innerhalb 30 Tagen bei der Fremdenpolizei melden, dies übernimmt auch oft dein Vermieter in Tschechien, da am Besten einfach nachfragen.
In Deutschland war mein Weg recht klar strukturiert: Bewerbung, Vorstellungsgespräch, Arbeitsvertrag.
In Tschechien lief vieles informeller. Hier zählen vor allem Eigeninitiative und Offenheit.
Typische Aufgaben hängen stark von der Branche ab – aber auch vom Unternehmenstyp.
In Deutschland war mein Aufgabenbereich im Voraus genau definiert.
Im tschechischen Start-up dagegen bekam ich nach einer Woche schon mein erstes eigenes Projekt – inklusive Entscheidungsspielraum. Am Ende gilt: “Learning by doing.” Je mehr Zeit vergeht, desto wohler wirst du dich in deiner Umgebung fühlen und dich einarbeiten, man muss sich nur genug Zeit lassen.
Büroalltag im Vergleich: Struktur trifft auf Flexibilität
🏢 Deutschland (VARTA):
Feste Arbeitszeiten
Meetings starten pünktlich und folgen einer Agenda
Genaue Pausenzeiten
Klare Zuständigkeiten
🚀 Tschechien (Start-up):
Flexible Gleitzeit
Fünf Minuten Verspätung? Kein Problem
Mittagspause: Wann es dir passt
Viel Eigenverantwortung von Anfang an
Mein Eindruck:
In Deutschland schien vieles „in Stein gemeißelt“. Schema F, das immer befolgt werden muss, ohne Ausnahmen.
In Tschechien ist Improvisation ein Teil der Unternehmenskultur.
Außerdem: in Prag ist der ÖPNV so gut ausgestattet, dass Parkplatz Szenerien wie in Deutschland, in Tschechien sehr selten sind. Die meisten kommen mit der Metro oder der Tram. Vor allem in Prag macht ein Auto oft besonders in der Innenstadt weniger Sinn, da es auch nur begrenzte Parkmöglichkeiten gibt. Dies ist in Deutschland anders. In meinen ersten Wochen bei VARTA habe ich noch gependelt. Das waren jeden Tag 1 1/2h bei einer Autofahrt von 35 Minuten. In Prag ist dies kein Problem. Da ist man mit der Metro sogar schneller als mit dem Auto. Zur Arbeit brauche ich ungefähr 15 Minuten, ohne dass ich im Zentrum leben muss.
Umgang mit Praktikanten: Kristina oder “die Praktikantin”?
In Deutschland war ich „die Praktikantin“ – mit klar begrenztem Aufgabenbereich. Ab und an wurden mir auch spontan Aufgaben zugeteilt, welche aber nur Ausnahmen waren. Feedback gab es selten spontan, dafür wurden Meetings organisiert, wo ich direkt und ohne Euphemismen ehrliches Feedback bekam. Das habe ich sehr geschätzt. Ich habe das Feedback angenommen und konnte es umsetzen.
In Tschechien dagegen war ich von Anfang an einfach Kristina. Ich wurde ins Team eingebunden, durfte mitdiskutieren, eigene Ideen einbringen – und wurde als Kollegin auf Augenhöhe wahrgenommen und so auch den Kunden und weiteren Kollegen vorgestellt. Dies fand ich im Vergleich zu Deutschland sehr erfrischend. Durch diesen Umgang habe ich das Gefühl bekommen, mir wird mehr zugetraut. Als wäre ich ein wirklicher Bestandteil des Teams und nicht nur “die Praktikantin”, die nur temporär da ist.
Meine Top 5 Unterschiede in der Arbeitskultur:
Formelle vs. informelle Sprache:
Duzen ist in Tschechien Standard – selbst mit dem Chef. In Deutschland bleibt man oft formeller, auch wenn es von Firma zu Firma unterschiedlich ist.
Pünktlichkeit & Zeitverständnis:
Deutsche Meetings starten sekundengenau. In Tschechien gilt: "Entspannt pünktlich" reicht meistens.
Teamgefühl & Zusammenhalt:
In Tschechien wird gemeinsam gegessen, gelacht, improvisiert. In Deutschland war es sachlich-kollegial, mit der Führungskraft wurden eher keine Witze gemacht, man hat Respekt gezeigt.
Eigeninitiative & Verantwortung:
Tschechien: „Mach einfach!“
Deutschland: „Hier ist deine Checkliste, halte dich bitte daran.”
Pausen und Freizeit:
In Tschechien ist Pause, wenn du Pause brauchst. In Deutschland ist sie geplant – und wird eingehalten.
Zahlen, die den Unterschied zeigen
Selbständigenquote 2023*:
🇨🇿 Tschechien: 16 %
🇩🇪 Deutschland: 8,6 %
➝ Tschechien zeigt einen ausgeprägteren Unternehmergeist. Dies kann man auch in der Arbeitskultur wahrnehmen und auch, dass einige mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen. In Tschechien sind die Strukturen dafür ebenfalls einfacher.
Wöchentliche Arbeitszeit 2024 (Eurostat)*:
🇨🇿 Tschechien: 39,7 Stunden
🇩🇪 Deutschland: 34,9 Stunden
➝ In Tschechien wird im Schnitt mehr gearbeitet – bei oft flexibleren Strukturen. Es ist keine Seltenheit, noch E-Mails am späten Abend zu versenden und zu empfangen, während in Deutschland Feierabend auch wirklich Feierabend bedeutet. In Deutschland wird die Work-Life-Balance als einer der wichtigsten Dinge im Leben betrachtet. Im EU-Vergleich liegt Tschechien im oberen Drittel der wöchentlichen Arbeitszeit in 2024. Es ist ziemlich üblich, länger bei der Arbeit zu bleiben, wenn es ein Projekt gerade benötigt. In Deutschland ist dies sehr unüblich. Jedoch zeigen die meisten Firmen für Praktikanten Verständnis und sehen Überstunden nicht als essentiell an.
Fazit: Was nehme ich aus beiden Ländern mit?
Beide Praktika haben mich geprägt – aber auf unterschiedliche Weise.
Deutschland hat mir Struktur, Präzision und Sicherheit gegeben.
Tschechien hat mir Mut gemacht, selbstständig zu arbeiten, eigene Ideen zu verfolgen und mitzugestalten.
Mein Tipp an dich: Achte bei der Wahl deines Praktikums nicht nur auf das Land, sondern auch auf die Art des Unternehmens. Möchtest du klare Abläufe oder kreative Freiheit? Möchtest du beobachten oder ausprobieren? Je nachdem wäre ein größeres oder kleineres Unternehmen besser für dich.
Ein Auslandspraktikum kann beides – du musst nur den richtigen Ort für dich finden.
Going.international sucht ebenfalls regelmäßig nach Praktikanten. Dir hat der Artikel gefallen und möchtest vielleicht auch bei Going.international arbeiten? Bewirb dich unter: https://going.international/de/career
FAQ – Häufige Fragen zum Praktikum in Tschechien & Deutschland
Wie finde ich ein Praktikum in Tschechien?
→ Über Jobportale wie jobs.cz, startupjobs.cz oder persönliche Kontakte. Wenn du noch studierst: Hochschulen und Universitäten posten oft über Jobangebote im Inland und Ausland.
Wie bewerbe ich mich für ein Praktikum in Deutschland?
→ Am besten 3–6 Monate vorher über Unternehmenswebsites direkt oder über Portale.
Brauche ich Sprachkenntnisse?
→ In deutschen Konzernen ist Deutsch Pflicht. In international tätigen Firmen wird auch Englisch vorausgesetzt. In tschechischen Start-ups reicht meist Englisch, wobei einige auch Deutsch sprechen.
Benötige ich ein Visum?
→ Als EU-Bürger*in brauchst du für beide Länder kein Visum. Jedoch muss man sich in Tschechien innerhalb von 30 Tagen bei der Fremdenpolizei melden.
Wann sollte ich mich bewerben?
→ Deutschland: frühzeitig planen (3–6 Monate vorher).
→ Tschechien: flexibler, aber auch hier gilt: besser zu früh als zu spät. Jedoch ist es in Tschechien noch oft möglich, spontan noch eine Stelle zu bekommen.
Quellen
https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/SEPDF/cache/85131.pdf
Selbstständigkeitsquote DE: https://tradingeconomics.com/germany/self-employed-total-percent-of-total-employed-wb-data.html
CZ (und andere Länder): https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/Tabellen/Basistabelle_Selbststaendigenquote.html
Table of contents
- Zwei Länder, zwei Erfahrungen
- Was erwartet einen bei einem Praktikum im Ausland?
- Büroalltag im Vergleich: Struktur trifft auf Flexibilität
- Umgang mit Praktikanten: Kristina oder “die Praktikantin”?
- Meine Top 5 Unterschiede in der Arbeitskultur:
- Zahlen, die den Unterschied zeigen
- Fazit: Was nehme ich aus beiden Ländern mit?
- FAQ – Häufige Fragen zum Praktikum in Tschechien & Deutschland
- Quellen
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